Die Akteur*innen von „PROPS gehen raus“ nähern sich der großen Aufgabe, kollektiv eine Geschichte zu entspinnen und daraus einen Theatertext zu machen. Das machen sie nicht allein, sondern zusammen mit insgesamt 60 Kindern und mit Unterstützung erwachsener Theatermacher*innen zu Beginn der nächsten Projektphase. Bereits jetzt gibt es genug zu erzählen und zu verhandeln: Dinge, die ungerecht sind und Dinge, die wütend machen laden gerade dazu ein, Teil eines Theaterstücks zu werden.
In der vergangenen Spielzeit wurde das GRIPS Theater von den Akteur*innen bereits untersucht: Welche Spielweisen und Kinderdarstellungen finden sie spannend? Was funktioniert für sie gut, was nicht? Durch die eigene Auseinandersetzung mit dem Theater und seinen Elementen schärft sich ihr Blick, formen sich eigene Vorstellungen zu Testballons und öffnen so die Bühne des GRIPS Podewil für die Geschichten und die Ästhetiken der jungen Theatermacher*innen.
Zwischen Detektivgeschichten, Cyborgs und unfairen Lehrkräften gibt es viele Probleme, welche die Teilnehmer*innen des Projekts anpacken wollen: Egoistische Erwachsene spielen mit der Zukunft der Kinder, fiese Klassenkamerad*innen machen das Lernen schwierig und die Spinne im Schlafzimmer hält so einige wach. Mobbing spielt in den Erfahrungen und Geschichten ebenso eine Rolle wie Rassismus, Queerfeindlichkeit und Sexismus. Gemeinsam sensibilisieren sich die Teilnehmer*innen für ihre Perspektiven
Sechzig Kinder bringen sechzig Lebensrealitäten mit und das ausgeprägte Gefühl für Ungerechtigkeiten untereinander und zwischen ihnen und den Erwachsenen. Aus dieser großen Gruppe an Theaterschaffenden startet ein kleineres Produktionsteam ab Januar 2025 in die Entwicklungsphase und Inszenierung des Stückes. Immer wieder werden sie mit den erwachsenen Schauspieler*innen und dem Projektteam in Aushandlungsprozesse gehen: Für ihr Recht auf Mitbestimmung und eine Inszenierung direkt aus Kinderperspektive.
Zack Bumm – seit unserer Projektwoche in den Herbstferien sind wir mit 20 teilnehmenden Kindern direkt in die nächste Projektphase gestartet. Zeit für Spiele, Bewegung und (eigene) Theatermomente. Die PROPS-Teilnehmer*innen haben dabei mehrere GRIPS Stücke für sich kritisch untersucht
Premierenbesuche: Wir sind die Allerersten!
Der erste große Moment war dabei die Premiere von „Irgendwo da oben“ von Kaya Tina Büttner im November 23. Gerade hatten die Kinder noch das Sagen über die Bühne im GRIPS Podewil, nun sahen wir die erste Premiere der laufenden Spielzeit (die Spielzeit ist sowas wie ein Schuljahr am Theater – in den Sommerferien hat das GRIPS auch geschlossen). Wir haben dabei viel über Tod und Traurigkeit gesprochen – das ging vor allem, weil das Stück die Themen auf eine leichtfüßige Art vermittelt. Und das mit einem leuchtenden Bühnenbild, das hängen blieb.
Und weil uns eine Premiere nicht gereicht hat sind wir im Januar 2024 direkt zur nächsten gegangen: „PRINCESS“ von Karsten Dahlem wurde am GRIPS Hansaplatz vor rappelvollem Theater zum ersten Mal aufgeführt. Über die Geschichte der beiden Außenseiter Ole und Lu haben wir uns sehr intensiv ausgetauscht – was macht einen Jungen zum Jungen und was macht ein Mädchen zum Mädchen? Vor allem die Musik und der Humor des Stücks haben die Aufführung besonders gemacht.
Zusammen mit „Zum Glück viel Geburtstag“ vom großen Projekt-Kick-Off im September 2023 hatten wir nun drei GRIPS Stücke gesehen. Und gründlich untersucht: Was hat mir gefallen? Was hat mir nicht gefallen? Was war einzigartig? All das haben die Teilnehmer*innen gesammelt als Grundlage für das PROPS-Stück, was in der nächsten Spielzeit entstehen wird. Diese Meinungen und dieses Wissen haben auch die Theaterleitung des GRIPS, Philipp, und die GRIPS-Dramaturg*innen Tobias und Henriette interessiert (Dramaturg*innen sind die Menschen am Theater, die quasi die Theaterstücke hüten und im Blick behalten, ob sich die Geschichten der Stücke gut erzählen lassen).
Die PROPS-Theaterleitung-Dramaturgie-Entscheidungs-Gruppe: Welche Stücke werden für das Festival „Augenblick Mal!“ eingereicht?
Das GRIPS Theater schlägt jedes Jahr neue, eigene Theaterinszenierungen vor, die beim Festival für junges Publikum, dem Augenblick Mal!, gezeigt werden. Für 2025 darf das GRIPS Theater sogar zwei Kindertheaterstücke vorschlagen, solange Kinder am Auswahlprozess mit beteiligt sind. So trafen sich die drei erwachsenen Theatermacher*innen mit den PROPS-Theatermacher*innen und berieten, welche zwei Stücke vorgeschlagen werden sollen.
Gemeinsam erarbeiteten sie Auswahlkriterien, was für sie ein gelungenes Theaterstück ausmacht. Dabei hatten die Erwachsenen und die Teilnehmer*innen oft sehr ähnliche Vorstellungen: Spannung und Humor müssen genauso dabei sein wie Musik. Und: Es soll um ein relevantes Thema gehen, was Kinder in ihrem Leben wirklich beschäftigt. Deshalb wurden für alle drei Theaterstücke leidenschaftliche Reden gehalten, warum sie für das Festival eingereicht werden sollten. Und dann wurde abgestimmt: Die Erwachsenen hatten dabei genau so viele Stimmen wie die Teilnehmer*innen.
Klar war sich dieses Auswahlgremium: „PRINCESS“ muss unbedingt eingereicht werden, es erhielt die meisten Stimmen – die Geschichte von Ole, der als Junge gern Lippenstift nutzt und ein Kleid trägt und den Mut findet, zu sich selbst zu stehen, wurde als spannend und wichtig bewertet. Auch die Inszenierung konnte mit Musik, Tempo und allen Witzen punkten. Auf den zweiten Platz wählte die PROPS-Theaterleitung-Dramaturgie-Entscheidungs-Gruppe mit knappem Vorsprung „Irgendwo da oben“, auch, weil es wenige Theaterstücke gibt, die das Thema Tod so in den Mittelpunkt rücken und eine Cellospielerin auf der Bühne haben. Auch „Zum Glück viel Geburtstag“ erhielt einige Stimmen und war das persönliche Lieblingsstück von einigen Teilnehmer*innen – unter anderem wegen des flexiblen Bühnenbilds, bei dem es viel zu entdecken gibt.
Was geht sonst so bei PROPS?
Ob die Stücke tatsächlich zum Festival eingeladen werden entscheidet sich im September diesen Jahres, also kurz vor der nächsten Projektwoche. Bis dahin checken die Teilnehmer*innen weiterhin Theaterstücke: Der GRIPS Kinderclub Rakete Jetzt! stand uns im Anschluss einer Vorführung ihres Stücks „Macht:Nix!“ für ein Nachgespräch zur Verfügung und erzählten, wie sie ihre Theaterszenen erarbeitet haben und wo sie alles bestimmen durften. Besonders spannend war, dass hier keine klare Geschichte mit Anfang und Ende gezeigt wurde, sondern eher eine Zusammenstellung verschiedener Szenen. Auch der Spielclub „Teleskop“ am GRIPS Theater wird uns im April Einblicke in ihre Arbeitsweise geben. Und am Theater Strahl erfahren wir mit „Symphonie“, wie ein interaktives Theaterstück mit Musikinstrumenten die Grenze zwischen Publikum und Bühne überwindet.
So viel geballtes Theaterwissen, so viele Meinungen, Vorstellungen und Ideen: Damit sind wir gut gewappnet für die nächste Projektphase von „PROPS gehen raus“ und die Produktion eines eigenen Theaterstücks.
Du willst dabei sein? Zur Projektwoche kannst du dich nach den Sommerferien hier auf unserer Seite anmelden!
Wir haben unsere Teilnehmer*innen in der ersten Projektwoche gefragt: Stell dir vor, du dürftest jede Geschichte erzählen, auf die du Bock hast und die auf die Bühne bringen – was wäre das für eine Geschichte? An der Medienstation gab es dafür Handmikrofone, um alle Ideen einzufangen.
Eine Auswahl an Geschichten teilen wir hier mit euch!
Edda und Ella: Ein gefesselter Zirkusdirektor, der aus seiner Manege klauen muss!
Lennox: ein Superheld, der Häuser in Ohio baut
Maria Josefina: Ausbruch aus der Unterwasserwelt!
Sarah: Überhaupt mehr Fantasie auf der Bühne!
Mattheo: Ein Lottogewinn und eine verschwundene Mutter
Sebastian, Qais und Ben: Über Superkräfte, einen Gefängnisausbruch und eine Zeitmaschine
Fotos: Sabine Alex | https://www.mobile-dunkelkammer.com/
#PROPSTheater Was, wenn Kinder Theater für Kinder machen? „PROPS gehen raus“ will es herausfinden und startete als Projekt in den Herbstferien im GRIPS Podewil. Wir wollen von den teilnehmenden Kindern wissen, was sie auf die Bühne bringen, wenn sie das Sagen haben werden.
Dafür untersuchten sie fünf Bereiche des Theaters, um ihre Messages rüberzubringen: Schauspiel, Text, Regie, Musik und Bühnenbild. Unfaire Lehrer*innen, TikTok-Stars, Schneeleoparden, Pirat*innen, bevölkerten daraufhin Discos, Unterwasserwelten und Klassenzimmer, gepaart mit einer raumerobernden und erzählenden Soundkulisse.
Dazu wurde in den Workshops diskutiert: Darf man auf der Bühne alles? Alles sagen, zeigen, machen? Was ist der Kern unserer Geschichten? Und was ist Gerechtigkeit für uns?
Mit 20 Teilnehmer*innen starten wir in die nächste Projektphase, bevor in der Spielzeit 24/25 ein eigenes Theaterstück entwickelt und inszeniert wird. Für diese Projektwoche gehen alle unsere PROPS an alle Teilnehmer*innen und ihre Geschichten auf der Bühne des GRIPS Podewil.
Die ersten PROPS gehen bald raus – vom 23. bis 27. Oktober kannst du zusammen mit 60 anderen Kindern die Theaterbereiche unter die Lupe nehmen und selbst neu denken: Schauspiel, Bühnenbild, Musik, Text und Regie. Wie könnt ihr diese Theaterelemente nutzen, um eure Meinung auf die Bühne zu bringen? Und landen wir überhaupt auf der Bühne?
Eure Workshopleitungen
Ihr habt sie beim großen PROPS Kick-Off schon kennengelernt – auf euch freuen sich:
Stephanie leitet den Workshop „Bühnenbild & Kostüme“.
Stephanie – Bühnenbildund Kostüme
Was möchtest du im Theater erleben? Inszenierungen, bei denen sich niemand dumm fühlt oder glaubt, etwas richtig machen zu müssen.
Was möchtest du im Theater bestimmen? Dass Publikum und Bühnenbereich nicht getrennt sein müssen und sich vermischen.
An wen gehen deine PROPS? An alle Kids mit fantasievollen und unrealistischen Ideen für Bühnen und Räume!
Theresa leitet den Workshop „Regie“.
Theresa – Regie
Was möchtest du im Theater sehen? Eine*n Außerirdische*n!
Was möchtest du mit PROPS erreichen? Dass die Kinder anfangen mehr Macht zu übernehmen und eine Revolution der Kinder auslösen!
Was möchtest du bei PROPS lernen? Welche Musik Kinder aktuell feiern.
Stepha leitet den Workshop „Text“.
Stepha – Text
Was möchtest du im Theater mal spielen? Eine mordlüsterne viktorianische Herrscherin!
Wohin gehen deine PROPS? An alle, die sich trauern, was auszuprobieren und Lust haben, was Neues zu erschaffen!
Was kannst du anderen beibringen? Welche Schrauben man drehen kann, damit eine Geschichte richtig abgefahren wird!
Eike leitet den Workshop „Schauspiel“.
Eike – Schauspiel
Was willst du im Theater erleben? Ich will gefesselt und verzaubert werden – und alle sollen am Prozess beteiligt sein.
Wohin gehen deine PROPS? An alle, die spielen, lernen, forschen wollen und dabei keine Angst davor haben zu Scheitern. Scheitern ist Teil davon.
Was wünschst du dir von PROPS? Dass neue Wege und Gedanken angestoßen werden für und „große“ Theatermacher*innen.
Yahima leitet den Workshop „Musik“.
Yahima – Musik
Yahima ist Pianistin, Sängerin und Komponistin aus Berlin.
Fragen? Ab zum Orga-Team!
Ihr habt den Überblick oder eine Brotdose verloren? Haltet nach diesen Gesichtern Ausschau und sprecht uns an – wir hängen auch so gern mit euch rum.
Kinder, die Theater für Kinder machen: Das klingt groß, das klingt nach jeder Menge Action, das klingt nach jeder Menge Dinge, die es zu beachten gibt. Klar, so ein Theaterstück entsteht nicht über Nacht. Damit ihr euch gut einstimmen könnt auf diese tolle Gelegenheit nehmen wir uns für „PROPS gehen raus“ Zeit. Viel Zeit. Richtig viel Zeit. Zwei Spielzeiten oder auch Schuljahre, um genau zu sein.
Aber wir beginnen ganz vorn: 60 Kinder im Alter von 9 – 12 Jahren dürfen in der ersten Phase bis nach den Herbstferien mitmachen. Dazu haben wir einen Theater-Kick-Off organisiert und schon mal so halb das GRIPS Theater am Hansaplatz besetzt. Beim Kick-Off konnten alle Kinder das Projekt, die Workshopleiter*innen und einander kennenlernen und sich direkt ausprobieren – in Schauspiel, Texte schreiben, Musik, Regie und Bühnenbild. Hier geklebt, da die Stimme warm gemacht und hier noch eine dramatische Wendung der Ereignisse: Mit all diesen Eindrücken konnten die Teilnehmer*innen im Anschluss ihren Wunschworkshop für die Projektwoche wählen.
Auch ein Highlight: Pizza essen auf der Probebühne – ganz vorsichtig natürlich, damit am nächsten Tag weiter geprobt werden kann, denn wir waren ja nicht einfach im Theater, sondern vor allem hinter den Kulissen. Eine Workshopleitung konnten alle Kinder dann noch auf der Bühne sehen: In „Zum Glück viel Geburtstag“ spielt Eike nämlich die Hauptperson. Eike und die Kolleg*innen des Ensembles haben am Ende beim Publikumsgespräch noch alle Fragen rundum den Theaterbesuch beantwortet.
Bäääääm, da waren wir auf einmal: 60 Kinder, die neugierig sind auf Theater, Dinge verändern wollen, Fragen mitbringen und jede Menge Bock, selbst anzupacken. Unsere PROPS gingen an dem Tag raus an die Kolleg*innen des GRIPS Theaters, die uns das alles möglich gemacht haben. Danke! Wir sehen uns in den Herbstferien zur ersten Projektwoche im GRIPS Podewil.
Hey – schön, dass du dich für PROPS gehen raus interessierst! Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, sich bei allen Fragen zu beteiligen, die sie betreffen. Dabei werden oft aber Erwachsene gefragt, was wohl gut für Kinder ist. Auch im Theater und auch im Kinder- und Jugendtheater. Und dabei wissen Kinder doch am besten, was für sie gut ist, was sie bewegt und welche Themen sie beschäftigen.
Und doch sitzen in den Chef*innenetagen der Theater keine Kinder, um gemeinsam mit Erwachsenen zu beschließen, welche Geschichten auf der Bühne gezeigt werden. Diese Form des Adultismus, also der Benachteiligung von Kindern durch Erwachsene, hindert Kinder daran mitzubestimmen, was auf den Theaterbühnen so passiert.
„PROPS gehen raus“ möchte dem Recht auf Beteiligung deshalb mehr Raum geben und Kindern nicht nur eine Bühne, sondern eine gesamte Produktion einräumen und damit eure Stimmen stärken. Wie auch andere Betriebe sind Theater und neue Theaterproduktionen hierarchisch organisiert, das heißt, es gibt eine klare Rangfolge, wer was zu sagen hat. Wie auf einem großen Schiff mit einem Kapitän oder einer Kapitänin. Und das sind die Erwachsenen, das ist auch ihr Job. Natürlich sind die darin Profis, trotzdem:
Was, wenn Kinder Theater für Kinder machen? Wenn sie alle relevanten Posten einer Produktion besetzen – Regie, Bühnenbild und Kostüme, Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musik – und direkt Theater für Kinder machen? Was wird dann auf der Bühne gezeigt und landen wir überhaupt auf der Bühne?
„PROPS gehen raus“ will es als neues Projekt herausfinden. Über zwei Spielzeiten entsteht so ein Theaterstück unter professionellen Bedingungen, bei der die Kinder professionelle Schauspieler*innen inszenieren. Ein dreiköpfiges Leitungsteam (Kris, Emese und Fabian) und viele Workshopleiter*innen aus dem Theaterbetrieb begleiten euch dabei, geben Schritt für Schritt Macht (aber nicht die Verantwortung) in der Entstehung des Theaterstücks ab und öffnen so die Bühne für die Themen und Geschichten der Teilnehmer*innen von „PROPS gehen raus“ – für ein Theater direkt von Kindern für Kinder. Und für alle Erwachsene als wertvolle Einblicke, welche Geschichten Kinder eigentlich erzählen und auch hören wollen.
Bleibt nur die Frage offen, was eigentlich PROPS sind? Der Begriff kommt aus dem Englischen und ist eine Kurzform von proper respect, also „gebührender Respekt“, den wir damit zeigen wollen, dass wir allen teilnehmenden Kindern Macht am Theater geben wollen. Und: Props heißt im Englischen auch Requisit, also Theatermittel 😉
Puuuuuuh! So viele anstrengende Worte! Das stimmt. Denn diesen Beitrag hat ein Erwachsener geschrieben. Du hast Lust, selbst über PROPS zu berichten für andere Kinder? Dann sprich Fabian an, wenn du ihn bei einem PROPS-Termin siehst – auch dieser Blog soll in Kinderhände übergeben werden. 🙂